Gegen den Hass

Ich glaube, dass es keine schlechte Idee ist, bei diesem ersten Artikel in 2018 das aktuelle Geschehen ganz kurz auszublenden, und uns einem Thema zuzuwenden, das oft leider eine grundsätzliche Bedeutung für die Beziehungen unter den Völkern hat: der Hass. In der Startseite dieses Blogs habe ich versprochen, keine Propaganda sondern nur Fakten und nochmal Fakten aufzuführen. Und jetzt ist es leider ein Fakt, dass seitens der spanischen Machthaber immer wieder verbreitet wird, dass die katalanische Bevölkerung (und besonders die Kinder) dahin indoktriniert wird die Spaniern zu hassen. Das ist es eine Propagandalüge, die von dem überwiegend problemlosen Zusammenleben der zwei Sprachgemeinschaften in Katalonien entlarvt wird. Weil man nicht die berechtigte Kritik an die Verantwortlichen der verkehrten spanischen Politik in Katalonien mit „Hass auf die Spaniern“ verwechseln darf.

Einer der vielen großartigen Menschen, die ich durch meinen bescheidenen Einsatz für meine Heimat kennengelernt habe (nicht persönlich, aber in einem regen Ideenaustausch) ist der pensionierte Verleger und Publizist Josep M. Boixareu, und es ist für mich eine Ehre, ihn als Freund bezeichnen zu können.

Herr Boixareu sendet regelmäßig an viele Freunde und bekannte Texte mit seinen Überlegungen über das Weltgeschehen, die er den Übertitel gibt: „Briefe vor der Morgendämmerung“. In einer der letzten Briefen spricht er über das Thema des Hasses, und ich möchte eine leicht gekürzte Fassung davon meinen Lesern anbieten. Besser als Josep M. Boixareu, würde ich das nicht erklären können. Die Kürzungen sind durch Linien von Punkten gekennzeichnet.

„Mitten in diesem ganzen dramatischen Durcheinander, das wir zur Zeit erleben, machen mir viele -zu viele- Sachen Sorgen. Eine davon, die ich als sehr wichtig betrachte, ist der Hass. Ja, der Hass. Heute oder gestern habe ich mir ein Video angesehen, worin ein Schauspieler (oder etwas in der Art) über den Hass, den die Spanier gegen die Katalanen empfinden, sehr lange sprach. Er sagte, dass es ein Hass  ohne logischen Grund und ohne konkreten Anlass ist. Er zitierte mehrere Beispiele, an denen ich mich nicht mehr erinnere. Er behauptete, dass die Spanier uns hassen, aus dem bloßen Grund Katalanen zu sein.   ………………….

Was der Mann sagte, hat mich nicht gefallen. Erstens, weil es nicht wahr ist, dass und die Spanier im allgemein hassen. Zweitens, weil ich glaube, dass so was zu sagen uns nichts Gutes tut, weder den Spaniern noch den  Katalanen. Wenn man sehr scharf hingucken will, glaube ich schon, dass es Spanier gibt, die uns Katalanen hassen. Vielleicht mehr denn je. Aber was mir Sorge macht ist der Hass, dass einige Katalanen gegen die Spanier hegen könnten. …………………………

Mich würde es kümmern, dass ich irgend jemand hassen könnte, weil ich glaube, dass dieses Gefühl von innen her zersetzt und noch mehr leiden lässt. Ich hasse nicht mal die perversesten Figuren, die Katalonien schamlos erdrücken. Was anderes ist, dass ich sie mit den härtesten Vorwürfen bezeichne. Aber hassen? Nein. Auch weil das mir selbst schaden würde.

Daher wenn es schon sein sollte, ziehe ich es vor, dass die Spanier uns hassen als umgekehrt. Wir sind ein friedliches Volk; man sieht es schon seit langem. Wir sind nicht ewige Klagende, aber doch leidensfähig. Und jetzt leiden wir sehr. Wer das verneint lügt entweder oder will den Horrorfilm einfach ausblenden. Immer habe ich den Unterschied zwischen Spanien und jenen Spaniern des spanischen Staates unterstrichen, die uns – seit wir zu diesem Staat gehören – feindlich gesonnen waren und sind. Mal mehr und mal weniger, aber wir würden keine Epoche finden, in der man uns, wie geschätzte Bürger behandelt hat. Es gibt aber auch Personen und Institutionen die uns mindestens verstanden haben. Genau wie es unhabhängigkeitswollenden Katalanen gibt, die die Spanier als die besten Freunde in der Welt haben wollen. Aber das wird nie möglich sein, wenn wir nicht miteinander von gleich zu gleich verkehren. Dafür das zwei Menschen sich von gleich zu gleich behandeln und Freunde sein können müssen beide frei sein und sich gegenseitig respektieren.

Wer würde denn nicht frei sein wollen? Jeder will das oder würde es sein wollen. Dasselbe geschieht mit den Völkern die eine gemeinsame Identität haben und das frei und demokratisch verkünden. Alle, Menschen und Völker, haben das Recht frei zu sein, es ist die Grundlage der menschlichen Würde. Und so versteht das die Internationale Erklärung der Menschenrechte. Die Völker haben das recht, ihre politische und ökonomische Zukunft frei zu wählen. Keine staatliche Verfassung kann über diese Rechte stehen, und noch weniger deren Verteidiger und Anführer verfolgen und summarisch inhaftieren. Hassen, nein! Aber die Verleumder und Verfolger der Menschenrechte und der Freiheit als autoritär zu bezeichnen ist das Mindeste, dass man dazu sagen kann. Sie sind so weit gegangen, das alle Welt in ihren Reden und ihren Taten die Anwesenheit von faschistischen Merkmalen erkennen konnte.

Es ist legitim durch demokratische Wege unabhängig sein zu wollen. In unserer Zeit sogar noch mehr als durch Gewalt. Die Gewalt haben wir Katalanen seit langem abgeschworen, nicht weil wir über keine militärische Macht verfügen, sondern aus Überzeugung. In sehr alten Zeiten sah man es als eine Ehre bei der Verteidigung der Freiheit gestorben zu sein. Jetzt, wenigstens in dem Europa des Humanismus (wenn noch etwas davon noch bleibt) ist ein Leben mehr Wert als ein Land. Wir sind keine Feiglinge, weil, wenn wir mit Schlagstöcken, Gewehren oder anderen Waffen angegriffen werden, das Einzige ist, dass wir tun können, uns vor die Angreifenden zu stellen und auszuharren so lange wie wir können. Etwas, das die korrupteste Partei Europas, die Partido Popular, nicht versteht und entnervt ist, dass in den mehreren Jahren, in denen wir massive Demonstrationen für die Unabhängigkeit gemacht haben, nicht mal ein Glas zerbrochen wurde. ………………………………

Ist das nicht ein Land, das würdig ist, eine direkte Stimme in Europa zu haben? Sprechen wir nicht mal von der Wirtschaft, weil wir viel bessere Garantien bieten als der spanische Staat …………………… Und wenn Katalonien Spanien verlässt, wird die EU uns als Mitglieder schnell anerkennen, weil wir uns verpflichten werden, einen guten Teil der spanischen Schulden zu übernehmen.

Die Freiheit, die Katalanische Republik wird kommen. Früher oder später. Wenn Juncker nicht mehr bei der Europäische Kommission ist, und wenn man die Insolvenz des spanischen Staates erkennt, wird die EU – natürlich aus eigenem Interesse – unser Haupt Förderer werden. Wir müssen uns als aufnehmendes und integrierendes Land präsentieren; dass ist etwas sehr interessantes für ein Europa das von der Immigration überrollt wird, und wir wissen wie man so was macht. Als ein Land, das selber die Entscheidungen, die es betreffen, in demokratischer form treffen will; das mit allen Ländern der Welt solidarisch sein möchte und ganz besonders mit diesem Spanien, das uns jetzt nicht versteht, das uns aber später verstehen wird, und der Hass, der da sein könnte, sich in Brüdergefühle umwandeln wird, wann wir doch von gleich zu gleich reden dürfen. Dann wird es sein, dass die Spanier die Politiker, die sie ins Unglück gebracht haben  indem jene „das katalanische Problem“ als Deckel ihrer eigenen Unzulänglichkeiten benutzt haben, wegjagen werden“.

Diese Unzulänglichkeit hat zu der jetzigen Krise geführt, und Gewalt, Angstmache und Einschüchterung haben für diese traurigen Figuren nicht das von ihnen erhoffte Ergebnis. Eine Folge (auch von Rajoy und Co keineswegs gewünscht) zeichnet sich aber schon jetzt ab. Bis jetzt war die Unabhängigheitsbewegung -auch weltweit-  als „Revolution des Lächelns“ bezeichnet worden. Leider haben aber die Katalanen erkennen müssen, dass ihr Lächeln gegen Schlagstöcke und willkürliche Justiz nicht weiterhilft.  Und das wird sich auswirken. Nicht als Gewalt. Sondern, wie viele Bürger schon verlangen, als einen gewaltlosen Widerstand „a la Gandhi“, ein beharrliches, ziviles Ungehorsam, welche das wahre Gesicht der spanischen  Regierenden  hinter ihre pseudodemokratische Maske entlarvt.

Ich wünsche meinen geschätzten Lesern ein gesundes und erfolgreiches 2018 in einem Europa dem wir uns alle ohne Gewalt und Hass wünschen.

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