Ein sehr nützliches Buch

Sehr geschätzte Leser dieses Blogs: schwere Gesundheitsprobleme haben mehr als drei Monate verhindert, dass ich Sie über den Konflikt Katalonien-Spanien weiter informieren konnte… Auch wenn die Rekonvaleszenz noch lange dauern wird, werde ich versuchen (mehr oder weniger sporadisch) diese Arbeit wieder aufzunehmen, die ich sehr vermisst habe.

NIchts wäre dafür besser als Sie auf ein Buchaufmerksam zu machen, dass äußerst nützlich ist für jeden Europäer, der diesen Konflikt wirklich verstehen möchte. Es handelt sich um ein Buch von dem Europa-Abgeordneten und exilierten ehemaligen Gesundheitsminister der katalanischen Landesregierung, Antoni Comín. Das Buch „Briefe aus dem Herzen Europas“ ist die deutsche Übersetzung einer Sammlung von Artikeln Comins in katalanischen Online-Zeitungen, und es ist nicht käuflich erwerblich, sondern bei der Gruppe „juntsxeuropa“ im Europäischer Parlament kostenlos erhältlich. Man kann auch die Bestellung an info@anc-deutschland.cat schicken und diese wird alles andere auf dem Wege leiten.

Es kann vielleicht sonderbar erscheinen, dass angesichts der jetzigen schweren Krisen (der Putin Krieg mit seinen gravierenden Folgen, Klimakatastrophen, Pandemie, etc.), der katalanische Konflikt immer noch um Aufmerksamkeit bittet. Dieser Konflikt ist aber für Europa viel wichtiger als manchmal angenommen wird. Und es ist ein Verdienst von Antoni Comín, mit seiner breiten und tiefen Gelehrsamkeit, in seinem Buch sehr präzise erläutert zu haben, weswegen das so ist. Ich werde mir hier nur erlauben ein paar von den (meines Erachtens) Schlüsselsätzen des Buches zu zitieren, die den Kern und der Geist seines brillanten Texts wiedergeben:

„… Dazu müssen wir vermitteln, dass wir nicht vor einem Konflikt zwischen nationalen Identitäten stehen: Das ist kein Kampf  zwischen entgegengesetzten „Nationalismen“, sondern, vor allem ein politischer und kultureller Konflikt zwischen Autoritarismus und Demokratie“ (Seite 19)

„Katalonien wird immer A>nreiz und Antrieb für ein geeintes Europa sein, denn es wird als Staat auftreten, jedoch ohne all die Mängel und Altlasten der Staaten des 20. Jahrhunderts, die heute Europas Entwicklung zu einer stärkeren demokratischen politischen Union im Weg stehen“ (Seite 20)

„Die Wahrung des Selbstbestimmungsrecht Kataloniens ist die einzige reale Möglichkeit die Demokratie in Spanien zu wahren, und die Wahrung der Demokratie in jedwedem Mitgliedstaat ist die Wahrung Europas. Daher sind wir seit jeher überzeugt, dass Europa sich selbst aufgibt, wenn es Katalonien den Rücken kehrt“ (seite 21)

„Der Katalonien-Konflikt ist also nicht der Ausdruck des Aufpralls zwischen zwei Nationalismen, dem spanischen und dem katalanischen, sondern zwischen einer Gesellschaft (Spanien) mit tief nationalistischen kulturellen Wurzeln und einer Anderen (Katalonien) mit einer überwiegenden postnationalistischen, republikanischen Perspektive (im philosophischen Sinn)“ (Seite 80)

Die Thesen dieser Sätze, werden im Buch ausreichend begründet und geben dem Leser ein klares Bild, das viele Vorurteile als gegenstandlos entlarvt.

Das Vorwort zum Buch hat ein Freund Kataloniens, der Landespolitiker aus NRW Bernhard von Grünberg verfasst, der vielen der Thesen von Comín über Europa und Spanien applaudiert, er sagt aber, dass er sich mit der Idee der Selbständigkeit Kataloniens nicht anfreunden kann, und hält es nach wie vor für besser eine Lösung auf der Basis von Dialog, Subsidiarität und Föderalismus anzustreben. Es wundert mich dabei, dass er nicht erwähnt oder nicht verstanden hat, dass das auch lange Zeit der Wunsch der Katalanen war, aber das ewige „NEIN!“ Spaniens zu allen Vorschlägen dieser Art ist der wichtigste Grund für den Ruf zur Selbstständigkeit gewesen, der jetzt schon unumkehrbar geworden ist.

Und Morgen, den 11 September, nationalen Feiertag Kataloniens, wird wieder eine Massendemo in Barcelona beweisen, dass jenseits der kleinen politischen Winkelzüge mancher Politiker, das Volk keineswegs  sein Wunsch nach Selbständigkeit aufgibt.

Ein Kommentar

  1. matatiso

    Ich danke Ihnen recht herzlich für Ihren Post und bin erleichtert dass es Ihnen nun wieder besser geht.

    Sempre m’alegra molt llegir els seus articles i aprecio la vostre divulgació sobre Catalunya a la societat de parla alemanya.
    Ohren steif und gute Besserung,
    Salut i
    Visca Catalunya lliure.

    Peter Lindig
    Sant Fost (Catalunya)

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