Spanische Pirouetten
Am 31.01.23 hat der Gerichtshof der EU in Luxemburg eine Entscheidung über die Anwendung des europäischen Haftbefehles getroffen, die weitreichende Folgen haben wird, nicht nur für die von der spanischen Repression verfolgten Katalanen, aber besonders jetzt für sie. Darüber, über Bedeutung und Folgen dieser Entscheidung, informiert akkurat dieser Artikel von Prof. Dr. Axel Schönberger, Bremen:
Die spanischen Machthaber und die von ihnen für ihre Repression gegen Katalonien benutzten hohen Richter, getreu nach dem Motto, dass nicht sein kann was (nach ihrer Auffassung) nicht sein darf, haben wieder (wie bei anderen Themen) eine dialektische Pirouette getan und haben versucht, die für sie verheerende Nachricht der spanischen Öffentlichkeit als einen Sieg zu präsentieren, und haben sich überzeugt gezeigt, dass Präsident Puigdemont und die anderen katalanischen Exilpolitiker bald an Spanien ausgeliefert würden. Die maßgeblichen spanischen Zeitungen (bei diesem Thema nur „die Stimme ihrer Herren“) haben gleich auf dieselbe Pauke geschlagen, alle gewollt blind und taub für den wahren Sachverhalt und seine Folgen..
Das ist keine Überraschung und man ist daran seit langem gewöhnt. Was aber sehr bedauerlich ist, ist dass mehrere Zeitungen im Ausland (und hier kann man als Beispiel die FAZ und die NZZ nennen) die Version der spanischen Presse,unbesehen übernommen haben. Vielleicht weil sie sich nicht vorstellen können, dass Zeitungen, die als seriös betrachtet werden, zu so einer Verdrehung der Tatsachen fähig sein könnten. Und so kann man lesen, dass „es eng wird für die katalanischen Exilierten, während es fur sie in Wirklichkeit „breit“ wird.
Außerdem, auch wenn weitere Entscheidungen der europäischen Gerichte, die in dieser Sache in der nächsten Monaten zu erwarten sind, gegen alle Erwartungen dem jetzigen Urteil des EuGH widersprechen würden und am Ende die Auslieferung theoretisch möglich werden könnte, wäre diese ungewiss. Wie der Anwalt von Puigdemont, Gonzalo Boye, ausgeführt hat, wäre eine Auslieferung (aus rein technischen und juristischen Gründen) erst gegen Ende 2024 möglich. Und bis dann kann sich so viel bewegen in Katalonien und Spanien, dass dieses Thema hinfällig wäre..
Die spanischen Machthaber haben sich noch einmal verkalkuliert. Wie andere europäische Regierungen, die nicht gerade als europäische Musterknaben gelten, haben sich vorgestellt, dass sie die europäischen Gelder genießen konnten, aber alle europäischen Regeln und Prinzipien, die ihnen nicht passen, ignorieren können.
Aber die europäischen Verträge sind kein Menü „a la carte“, auch wenn manchmal die Toleranz der europäischen Institutionen bei gravierenden Verfehlungen der Mitglieder (wie im Falle Spaniens) manchmal unendlich scheint und unverständlich ist.. Über die spanischen Hohen Gerichte, die sich voll in Sonnenschein wähnen, braut sich ein heftiger Sturm zusammen und kein Regenschirm wird groß genug, um sie davor zu schützen.