Die Umstände eines Blitzbesuchs

In der deutschsprachigen Presse ist über die Umstände des Blitzbesuchs des spanischen Königs in Barcelona am vorigen 9.10. (anlässlich der Verleihung eines Wirtschaftspreises) meistens nur mit einer sehr unvollständigen Note von DPA berichtet worden. Es wird zwar erwähnt, dass fast keine Vertreter der katalanischen Institutionen an dem Festakt teilnahmen, aber ansonsten bekommt der Leser ein Gefühl von Normalität, das falsch wäre.                                                                                                             Vielleicht ist es nicht überflüssig daran zu erinnern, warum der spanische König in Katalonien so viel Ablehnung erfährt. Das hat er sich am 3.10.2017 selbst eingebrockt, zwei Tage nachdem bei dem Referendum in Katalonien, die spanische Polizei, mit äußerster Brutalität, friedfertige Bürger zusammengeschlagen hat (mehr als 1.000 Bürger mussten in Krankenhäusern behandelt werden). In seiner rede an jenem Tag, hat er nicht den geringsten Tadel erteilt, sondern im Gegenteil, er hat die Aktionen der Polizei als angemessen gelobt, und hat noch dem Hass gegen die Katalanen Nahrung gegeben, anstatt (wie es seine verfassungsmäßige Aufgabe ist) als Mittler zu versuchen Exzesse zu verurteilen und Verständnis für den geprügelten Bürger zu zeigen. Seitdem ist es so, wie jemand gesagt hat: „jedes Mal, wenn Felipe VI nach Katalonien kommt ist ein 3. Oktober“.                                                                                   Sonst wäre es nicht möglich gewesen, dass am Tag vorher in 134 katalanischen Ortschaften (auch in den größten Städte der Region) Gruppen von hunderten von Bürgern, vor den jeweiligen Rathäusern Fotos des Königs verbrannt hätten, und am Tag des Festaktes, in Barcelona auch ein riesiges Porträt von ihm ins Feuer geworfen wurde.                                       Es wird auch zu wenig (oder gar nicht) davon geschrieben, dass die Stimmung zwischen dem König und dem spanischen Regierungschef ziemlich frostig war. Neulich hat der König mehr als einmal zu verstehen gegeben, dass er eher an der Seite derer ist, die die jetzige Linksregierung wegfegen wollen. das aber nur am Rande.                                                                            Das ganze Areal um das Gebäude in dem die Veranstaltung stattfand (ein ehemaliges Bahnhof, in der Altstadt, in der Nähe des Hafens), war von massiven Polizeikräften weiträumig gesperrt, was nicht verhindern konnte, dass sich eine Menschenkette entlang der Route des Königs bildete, um mit Transparenten und Pfiffen ihre Ablehnung zu manifestieren. (Zum Beispiel mit einem Transparent auf dem stand: „Juan Carlos der Erste, Felipe der Letzte“). Ohne die Beschränkungen wegen der Pandemie wären Abertausende da gewesen. Aber es war genug, um zu zeigen, dass er unwillkommen war.                                                                                Der König wurde vom Flughafen direkt zum Veranstaltungsgebäude gefahren, da hat er eine ziemliche nichtssagende rede von 20 Minuten gehalten, und anschließend  wurde er wieder zum Flughafen gebracht und gleich nach Madrid zurückgeflogen. Er wurde also in einer Abschottungsblase gehalten, als ob er doch in Feindesland wäre. Kann sich jemand vorstellen, dass die britische Queen oder einer der anderen Monarchen in Europa, so was erlebt hätte? Natürlich wäre es keinem von denen eingefallen zu Prügeln gegen friedliche Untertanen zu applaudieren. Noch ein Unterschied zwischen echten und mangelhaften Demokratien.                                      Es ist auch nicht sehr hilfreich zur Beruhigung der Gemüter, dass seit dem damaligen Referendum, die spanische Polizei alles andere als zimperlich mit Protestierenden in Katalonien umgeht, allzu oft mit Vorwürfen, die nichts mit der Realität zu tun haben. Mehrere Beispiele kann man hier lesen: https://www.heise.de/tp/features/Spanien-sieht-ueberall-Terroristen-und-pruegelt-friedliche-Protestler-4923585.html                                   Es ist richtig Demokratiemängel in Ungarn, Polen oder Türkei anzuprangern. Aber es ist nicht richtig solche gefährliche Auswüchse in Spanien nicht mit demselben Maß zu messen….

                                                                                                                                                                                                      

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