Der Unfall
Der schwere Zugunglück in Katalonien, durch den Aufprall eines Regionalzuges auf einem anderen, der vor ihm stand, ist alles andere als ein unvorhersehbarer Zufall, sondern eine der vielen Folgen einer strafbaren Vernachlässigung der Regionalzüge in Spanien, und besonders in Katalonien und Valencia, wobei man wissen muss, dass die Regionalzüge in Spanien nicht von den autonomen Landesregierungen sondern von der zentralen spanischen Regierung verwaltet werden. Das erstaunliche ist aber nicht dass dieser Unfall geschah sondern, dass nicht noch mehr Unfälle in den letzten Jahren geschehen sind.
Die katalanische Digitalzeitung Vilaweb hat in einem Leitartikel des Chefredakteurs Vicent Partal am 7.12. einige der Daten einer Studie der AIReF wiedergegeben, eine spanische staatliche (aber unabhängige) Behörde für die Kontrolle der Realisierung der vorgesehenen staatlichen Investitionen. Und die Zahlen sprechen eine sehr klare Sprache. Hier die Angaben, die für das Thema dieses Artikels wichtig sind.
In der Zeitperiode 1990-2018 hat der spanische Staat 55,8 Milliarden in die Hochgeschwindigkeitszüge und nur 3,6 Milliarden in den Regionalzügen investiert, ungeachtet der Tatsache, dass die Hochgeschwindigkeitszüge nur 4,8 % der Reisenden beförderte, und die Regionalzüge 89 %. Und das Missverhältnis wird noch eklatanter, wenn man auf die Details schaut.
In den genannten Zeitspanne waren für die Regionalzüge in Valencia, 3,4 Milliarden vorgesehen. Realisiert wurden nur 0,3 Millionen, also 0,008 % ! 2021 würde für Katalonien nur 34.6 % der vorhergesehene Investitionen realisiert, für Madrid aber 229 %. Die wiederholte Bitte der Landesregierungen von Katalonien und Valencia die Zuständigkeit für die Regionalzüge zu bekommen wurde jedes mal ignoriert. Und es fahren immer weiter alte Züge auf vernachlässigten Gleisen mit häufigen Ausfällen, und das Netz verfügt nicht über moderne Warnsysteme, die den letzten Unfall hätten verhindern können. Der Kontrast mit den übergepflegten regionalen Zügen in der Madrider Region ist eklatant..
Das ganze wird in den vernachlässigten Länder als ein Ausdruck des politischen Willens der spanischen Machthaber gesehen, die Konkurrenzfähigkeit der Regionen katalanischer Sprache zu vermindern und sie zu schwächen, um ihre Chancen sich von Spanien zu trennen, kleiner werden zu lassen. Die Wirkung auf die Bevölkerung aber ist die Entgegengesetzte. Diese gewollte Vernachlässigung stärkt noch den Wunsch auf Unabhängigkeit, der in Katalonien schon sehr gewachsen ist, während in Valencia schon die ersten Anzeichen davon entstehen. Und auch jetzt gibt es keinerlei Anzeichen für einen Umdenken des Zentralstaates.