Die Unvernunft der Fanatiker

Heute wie früher und überall in der Welt ist es ein Merkmal der ideologischen oder religiösen Fanatiker, dass sie die Fähigkeit haben Probleme zu schaffen , wo vorher keine waren. Die spanische Ultranationalisten sind eben Fanatiker dieser Art und wenn solche Leute einen Sitz im hohen Gerichte haben, scheint dieser hang zu unsinnigen Taten noch ausgeprägter zu sein.

Es ist hinreichend bekannt wie groß die Schwierigkeiten Spaniens sind, seitdem die Pandemie die vorher schon vorhandenen Probleme noch verschärft hat. Und man sollte meinen, dass alle Anstrengungen danach gerichtet werden sollten, das Land so heil wie möglich aus der Krise zu führen und nicht eben wieder Streit und Zank im Lande zu provozieren. Aber, wie gesagt, so vernünftig sind Fanatiker nicht. Und so hat der spanische Obergerichtshof die Welt wieder mit seiner „Weisheit“ beglückt und hat angeordnet, dass die autonomen Behörden in Katalonien, Valencia und die Balearen, wenn sie untereinander einen Schriftwechsel führen, dieser auf spanisch zu erfolgen hat und nicht auf Katalanisch, dass auch Amtssprache in den drei Regionen ist. Dafür haben die Herren Richter wieder die spanische Verfassung und die sie ergänzenden Gesetze so willkürlich interpretiert, wie es anscheinend nur spanische hohe Gerichte können.

Dafür halten sie sich auch an die Fiktion, dass Katalanisch, Valencianischer und Balearisches drei verschiedene Sprachen sind, was dasselbe ist als zu sagen, dass Bayrisch, Schwäbisch, Berlinerisch und Deutsch vier verschiedenen Sprachen wären. Die einhellige Meinung der internationalen Sprachwissenschaft, dass es unr eine und dieselbe Sprache ist, ob wir es Katalanisch oder wie auch immer nennen, interessiert die spanischen Nationalisten nicht. In ihrer Blindheit verkennen sie, dass diese wissenschaftliche Tatsache nichts zu tun hat mit einem von ihnen gefürchteten „Großkatalonien“, das sich als ganzes von Spanien trennen könnte. Das war seit eh und je  ein Irrglaube und die in diesen Regionen gängige Bezeichnung „Katalanische Länder“ als ein rein kulturelles und nicht als politischer Begriff verstanden wird.

Die Reaktionen sind sofort klar und deutlich gefolgt. Sowohl der katalanische wie der valencianische Regierungschef haben feierlich gesagt, dass sie diese Anordnung des spanischen Obergerichtshof nicht Folge leisten werden und weiterhin in ihrer eigenen gemeinsamen Amtssprache untereinander schreiben werden.

Die Verhältnisse sind anders und einige Vergleiche selbstverständlich hinken. Aber diese Anordnung ist genauso unsinnig als ob ein hohes Gericht in Bern anordnen würde, dass der Schriftwechsel zwischen den Kantonen der französischer Schweiz auf Deutsch gehalten werden sollte,

Die Anordnung ist von der Bevölkerung erkannt als das was sie ist: als einen weiteren Versuch die Dominanz des Spanischen zu erweitern und das Katalanische weiter einzuhegen. Und das haben noch die Herren Richter erreicht: dass in den sozialen Netzwerken der drei Regionen „#bon dia“ („guten Morgen“ auf Katalanisch) stürmisch hin und her zirkuliert hat, als Ausdruck der Ablehnung und Empörung.

Es stimmt nicht nur empörend sondern auch traurig, dass der spanische Nationalismus nie begriffen hat wie segensreich für Spanien eine „schweizerische Lösung“ gewesen wäre. Genau wie ein Genfer, ein Zürcher oder ein Tessiner stolz sind schweizerische Bürger zu sein, so hätten Basken, Katalanen und Bewohner anderer Regionen, die auch mit Madrid unzufrieden sind, auch treue und stolze Spanier sein können. Dass das ihnen unmöglich gemacht worden ist, ist eine bedauerliche oder sogar tragische Tatsache. Ein trauriger Ergebnis der Unvernunft der Fanatiker…

 

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